Training in Corona Zeiten

Der Coronavirus schickt weite Teile Deutschlands in den Dornröschenschlaf. Auch das Kampfkunstzentrum muss sich der Situation beugen. Im Interesse der Eindämmung des Coronavirus schließen wir bis auf Weiteres die Pforten. Diese Maßnahme hat einen guten Grund: gelingt es die Verbreitung des Virus zu verlangsamen, dann kann dies zu einer deutlichen Entlastung bei der medizinischen Versorgung führen und in letzter Konsequenz Menschenleben retten.

Nicht zum Training zu gehen fällt schwer

Obgleich der Verstand die Situation und die Notwendigkeit der Maßnahmen nachvollziehen kann, fühlt sich der erzwungene Verzicht wie eine Niederlage an. Es ist doch so: wir gehen alle gerne in das Training. Die Gemeinschaft im Verein bedeutet uns viel, das Kali Training gibt uns Lebensfreude und wir wollen darauf nicht verzichten. Nicht zum Training zu gehen fällt schwer! Die von der Vernunft verordnete Passivität trifft viele Kampfsportler umso mehr, weil wir als Kämpfer gewohnt sind in kritischen Situationen Entscheidungen zu treffen und dann aufgrund dieser Entscheidungen aktiv, schnell und konsequent zu handeln. So sieht es auch beim Selbstverteidigungstraining im Kali aus. Doch unser Armadong Kali ist mehr als ein Kampfsport. Als (Über-)Lebenskunst bietet unser Armadong Kali einen wesentlich größeren Horizont als den nächsten Vergleichskampf oder die nächste Gürtelprüfung.

Wähle deine Schlachten mit Bedacht

Mit dem erweiterten Horizont einer (Über-)Lebenskunst ergibt sich schnell, dass neben taktischem Potential auch ein strategisches Verständnis gefragt ist: wann ist die Zeit aktiv zu handeln (taktisch) und wann ist die Zeit strategisch vorzugehen, aus dem Hintergrund zu lenken und sich vorzubereiten. Der kluge Krieger wägt Kosten, Risiken und Nutzen einer Konfrontation genau ab. Wir müssen mit unseren Ressourcen haushalten und gut überlegen, wo wir unsere Energie einsetzen. Geduld und das Wissen, wann direktes und wann scheinbar passives Handeln gefragt ist, sind maßgebliche Tugenden eines erfolgreichen Kriegers.

So ist es auch im Umgang mit der Corona Krise. Ohne Immunität oder Impfstoffe für die Ärzte und Pflegekräfte werden wir in einer direkten Konfrontation schwere Verluste einfahren. Die Verbreitung des Virus zu verzögern ("flattening the curve") und damit eine etwaige Überlastung unseres Gesundheitssystems zu verhindern ergibt Sinn. Und während wir unsere Ausgangsposition im Kampf gegen die Corona- und Grippeviren durch sinnvolles Vorgehen, wie z. Bsp. Minimieren der Kontakte zu anderen Menschen und Händewaschen mit Seife, verbessern, müssen wir auch nicht ganz auf unser Training verzichten.

Wie sieht Kali Training in Corona Zeiten aus?

Während ich diesen Artikel schreibe, lädt das prächtige Wetter dazu ein ins Grüne zu fahren und dort (mit genügend Abstand zu anderen) Sinawali zu trainieren. Wer möchte kann auch joggen oder ihr kombiniert beim Stick-Jogging das Laufen mit Kali-Schrittarbeit und Sinawali Schlagmustern.

Die Kinder haben durch Corona und die Schließung der Schulen und Kindergärten unerwartete Freizeit und freuen sich gemeinsam mit den Eltern durch den Wald zu turnen, auf Baumstämmen zu balancieren oder einen kleinen Erdhügel zu erobern. Ihr wollt eine spannende und lustige Bewegungserfahrung? Dann versucht einfach alles nachzumachen, was eure Kinder euch vormachen.

Auch bei schlechtem Wetter gibt es genügend Möglichkeiten zu trainieren: Kali Schritte (Dreiecke, Adjustment- und Sidesteps, Squaring, Ducking, Weaving etc), Stretching und viele sehr effektive Kräftigungs- und Beweglichkeitsübungen brauchen nur wenig Platz und können selbst in der kleinsten Wohnung ausgeführt werden.

Weniger Lust auf Bewegung? Wie wär es mit einem guten Buch oder Film? Es gibt immer wieder Filme oder Bücher mit guter Action oder Messerszenen. Doch vergesst nicht: Sitzen ist das neue Rauchen! :-)

Wer gesund (symptomfrei) ist, kann durch sinnvolles Training an der frischen Luft und in der Sonne seine Abwehrkräfte stärken. In Corona oder Grippezeiten gilt zu beachten, dass hochintensives Training das Immunsystem kurzzeitig schwächt. Es ist sinnvoller das Trainingspensum moderat zu halten, Intervalltraining zu vermeiden und im aeroben Bereich zu bleiben. Das positive ist, Kali Training findet häufig in diesem Gesundheitsbereich statt.

Für den Fall, dass sich jemand schon krank fühlt, ist es generell nicht ratsam den Körper noch weiter zu belasten. Es gilt stattdessen: erstmal die Krankheit auskurieren! Also Ruhe, viel Wasser und Tee.

Habt ihr Ratschläge?

Besteht Interesse an konkreten Übungsplänen? Was sind deine Lieblingsübungen? Hast Du Tipps für Bücher oder Filme? Schreib sie in die Kommentare!

Autor: Uli Weidle Reutlingen, 15. März 2020

Dieser Artikel wurde ins Englische übersetzt: Training in Times of Corona Virus

und es gibt eine gekürzte Version in Tschechisch: https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=3361303237220431&id=370358659648252

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