Auf den Spuren der Meister
Erinnerungen an den Sommer 2024
Von Walhaien und Wasserfällen bis zu meisterhaften Eskrima-Stunden: Dieser Bericht nimmt dich mit auf ein Abenteuer, das Körper und Geist gleichermaßen bereichert.
Begleite Uli Weidle und Wolfgang Müller auf eine unvergessliche Reise durch die Philippinen – voller spannender Begegnungen, atemberaubender Natur, unbeschwerter Karaoke-Abende am Strand und intensivem Training in philippinischer Kampfkunst.
Reisebeginn – von Uli Weidle
Vor gut 30 Jahren reiste ich zum ersten Mal auf die Philippinen. Mein Ziel war klar: Ich wollte die philippinische
Kampfkunst dort studieren, wo sie ihren Ursprung hat – bei den Meistern vor Ort.
Mit der Zeit – und nach mehreren Dutzend Reisen – faszinierte mich nicht mehr nur die Kampfkunst. Ich entwickelte eine tiefere Verbindung zum Land: entdeckte seine kulturelle Vielfalt, bewunderte die beeindruckende Schönheit der Inseln und lernte die herzliche Lebensweise der Filipinos schätzen.
Heute reise ich nicht mehr allein – ich möchte meinen Kindern zeigen, was mich über all die Jahre berührt hat: die Schönheit der Natur, die Wärme der Menschen und die tiefe Verwurzelung von Familie und Gastfreundschaft in der philippinischen Kultur.
Im Juli 2024 durften wir diese Welt erneut gemeinsam erleben.
Zwei Wochen später sollte Wolfgang Müller aus Deutschland nachkommen, um mit uns einige Wochen auf den Philippinen zu
leben und zu trainieren. Wolfgang ist ein guter Freund und geschätztes Mitglied unseres Trainerteams im Kampfkunstzentrum Reutlingen.
Für ihn war es die erste Reise auf die Philippinen – für mich ein vertrautes Terrain, geprägt von vielen Erinnerungen. Umso schöner, diese Welt nun gemeinsam zu erleben.
Als wir ihn in Manila empfingen, begann für uns ein neues Kapitel. Ich war neugierig, wie Wolfgang diese für mich so bedeutsame Welt erleben würde.
Im Folgenden berichtet Wolfgang von seinen Eindrücken und Erfahrungen:
Reisebericht von Wolfgang Müller
Meine Reise auf die Philippinen war eine unvergessliche Erfahrung, die ich mit wunderbaren Menschen teilen durfte. Die Begegnungen, Gespräche und die vielfältigen Eindrücke sind Erinnerungen, auf die ich nicht mehr verzichten möchte.
Nach knapp zwanzig Stunden Reise machte ich meine ersten Schritte auf philippinischem Boden.
Zum Glück warteten Uli und seine Frau Aimee im Empfangsbereich des Flughafens Manila auf mich.
Ich freute mich sehr, die beiden zu sehen, und wir konnten direkt los und ein Taxi zum bereits bezogenen Appartement
nehmen.
Dort wartete der Rest der Familie, und Aimee hatte sogar eine Pizza für mich bestellt, die ich natürlich mit anderen
immer hungrigen
jungen Menschen teilte. Nach wenigen Stunden Schlaf ging es direkt weiter nach Cebu.
Ich war noch im Hochgeschwindigkeitseuropamodus unterwegs, wurde aber ziemlich schnell von der tropischen Hitze und
hohen Luftfeuchtigkeit ausgebremst.
Cebu
Wir waren eine große Gruppe von neun Personen. Der Jüngste gerade einmal fünf Jahre alt und die Älteste schon über
siebzig.
Es war ihr erster Flug von Manila nach Cebu. Sie war es auch, die Uli und mich morgens mit Kaffee versorgte.
Ihre morgendliche Frage „Coffee?“ war für mich der perfekte Start in den Tag – ich freute mich jedes Mal darüber.
Auf Cebu erkundeten wir das ländliche Leben und verbrachten viel Zeit im und am Meer. Die Insel bot Entspannung und
Abenteuer zugleich.
Nachdem ich mitbekommen hatte, dass Uli jeden Morgen – bevor alle anderen wach waren – bereits trainierte, versuchte
ich es ihm gleichzutun.
Am Strand im Sand Schrittarbeit zu üben und sich bei dieser Hitze körperlich zu betätigen, war eine echte
Herausforderung,
und mein Körper brauchte eine Weile, um sich daran zu gewöhnen.
Es gab jeden Tag etwas Neues zu entdecken, und Aimee ermunterte uns, Neues auszuprobieren.
Ein Highlight auf Cebu waren die Kawasan-Wasserfälle. Das tiefblaue Wasser, umgeben von beeindruckenden Wäldern, war
erfrischend und wunderschön.
Wir entdeckten sogar einen Leguan und einen Baum voller Flughunde. Eine weitere besondere Erfahrung war das
Schwimmen mit Walhaien.
Wir alle im Wasser – und diese riesigen Tiere um uns herum – das war ein eindrückliches Erlebnis.
Auch bei einem Bootstrip konnten wir verschiedene Fische und eine Schildkröte unter Wasser entdecken.
Es gab frische Kokosnüsse und extrem leckere Mangos. Unsere epischen Auftritte bei einem Karaokeabend unter freiem
Himmel bleiben unvergessen.
Wir verbrachten außerdem einige Zeit in Lapu-Lapu City. Dort entstanden filmreife Aufnahmen am Mactan-Schrein,
wir tranken Blue Mountain Coffee beim Jah-Army-Vertreter der Philippinen und erkundeten die Stadt mit Tricycles.
Galerie – Eindrücke von der Philippinenreise
Manila – Kontrastprogramm zur Inselwelt
Von Cebu führte uns unsere Reise in die pulsierende Metropole Manila. Die Stadt war ein
faszinierender Kontrast zu den ruhigeren Gegenden, die wir zuvor besucht hatten. In Manila erlebten wir das
geschäftige Stadtleben, unternahmen Window-Shopping in der Asia Mall und hatten viele Gelegenheiten, verschiedenste
Gerichte zu probieren.
Begegnungen
Überall, wo wir unterwegs waren, trafen wir auf offene, neugierige und freundliche Menschen. Ob in kleinen Dörfern
oder in belebten Städten – ich fühlte mich stets willkommen, und man kam schnell ins Gespräch. Ein weiteres
charmantes Detail der Philippinen ist die Liebe der Einheimischen zur Musik. Immer wieder hörten wir Menschen, die
auf der Straße oder während der Arbeit im Café oder Restaurant Lieder sangen.
Training mit Kali- und Eskrima-Meistern
Während unserer Reise hatten wir die Gelegenheit, mit äußerst versierten Meistern verschiedener philippinischer
Kali- und Eskrima-Stile zu trainieren. Auf Cebu erlebten wir einen glücklichen Zufall, der uns ins Doce
Pares Headquarter führte, wo wir intensiv mit zwei exzellenten, sehr freundlichen und fordernden Meistern
trainieren durften.
Dort trafen wir auch zufällig auf einen Deutschen, der am Vortag seine Prüfung zum 6. Dan abgelegt hatte. Auch mit
ihm durfte ich ein paar Runden trainieren – er zeigte mir einige Kniffe und Tricks.
Zudem hatten wir das Vergnügen, Eskrima De Campo mit dem erfahrenen Lehrer Manong
Tini zu praktizieren, der uns mit seinen faszinierenden Anekdoten aus der Kampfkunstwelt begeisterte. Auf
den ersten Blick wirkte er wie ein freundlicher älterer Herr, der kein Wässerchen trüben kann – das Training war
aber umso intensiver. Das Ergebnis: ziemlich mitgenommene Hände und ein wunderbares Kali-Grinsen im Gesicht.
Wir lernten außerdem einen Wachmann kennen, der mir einige Schlagfolgen des Balintawak zeigte.
In Manila vertieften wir unser Wissen im Pekiti Tirsia Kali bei Tuhon Jay
Bataclan, der uns sehr persönliche und interessante Einblicke in seine Sichtweise auf Kampfkunst und
Heilkunst vermittelte. Die Gespräche und das Training mit ihm waren äußerst inspirierend.
Nachdem Uli und seine Familie bereits zurück nach Deutschland gereist waren, setzte ich meine Reise auf die Insel
Boracay fort. Dort lernte ich Doran Sardo kennen, der mir in kürzester Zeit einen
umfassenden Eindruck von Kalis Ilustrisimo vermittelte.
Ich erhielt zudem wertvolle Einblicke in die lokale Kampfkunst- und Partyszene und traf Musiker, einen Koch und auch
einen ranghohen Vertreter der Pekiti Tirsia Tactical Association.
Galerie – Trainingseindrücke Philippinenreise
Jeder der Stile, die ich trainieren durfte, bietet eigene Techniken und Ansätze – und mag auf den ersten Blick sehr
unterschiedlich wirken. Doch sie führen letztlich in dieselbe Richtung. Es war faszinierend, diese verschiedenen
Perspektiven zu erleben.
Besonders beeindruckt haben mich die Begegnungen und Geschichten, die das Training nicht nur körperlich fordernd,
sondern auch geistig inspirierend machten.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse für mich war: Armadong Kali, wie wir es in Reutlingen
trainieren, ist eine umfassende, offene und lebendige Kunst. Es bietet kraftvolle, durchdachte Lösungen für
unterschiedlichste Herausforderungen.
Durch das, was ich bei Uli gelernt habe, konnte ich mich auch in anderen FMA-Stilen schnell zurechtfinden und mich
auf hohem Niveau einbringen.
Ich hoffe, bald wieder eine so spannende Reise unternehmen zu können. Gleichzeitig bin ich dankbar, zu Hause mit so
tollen Menschen in einem hochqualitativen Umfeld trainieren zu dürfen – und dort meine Liebe zur philippinischen
Kampfkunst zu leben.